>> Der Löhe-Express früher < Nr. 14 (Sep. 2010) > später
 

Die 11,8 km lange Bahnlinie Wicklesgreuth - Windsbach westlich von Nürnberg wird von der Bevölkerung ironisch „Löhe-Express“ genannt. Warum? Weil in der größten Zwischenstation Neuendettelsau von 1837 bis 1872 der Pfarrer Wilhelm Löhe lebte und wirkte. Er gründete dort das Evangelische Diakoniewerk, das zu einem wichtigen Zentrum der Lutherischen Kirche wurde. Der Zusatz „Express“ weist ironisch auf das atemberaubende Höchsttempo der Züge von 60 km/h hin.

Mehr über Wilhelm Löhe finden Sie hier. Mehr über die Bahnlinie Wicklesgreuth - Windsbach finden Sie hier.

>> Aktuell: Nach 6 Wochen Sperre fahren die Züge wieder - aber nur bei Tageslicht !

Wicklesgreuth am 14.9.10

In Wicklesgreuth wurde während der 6-wöchigen Vollsperrung nur wenig gebaut. Der neue Bahnsteig zwischen Gleis 4 und 5 hat daher immer noch keinen Zugang zur Unterführung, und die Züge halten nach wie vor am alten Bahnsteig. Dieser hat sichtlich unter der Befahrung von Baufahrzeugen gelitten und macht einen schlechten Eindruck. Schlimmer ist aber die mangelhafte Beleuchtung, die das EBA am 15.9. veranlasste, bei Dunkelheit keine Zughalte zu erlauben. 642 119 war am Tag davor der erste Triebwagen nach 45 Tagen Unterbrechung, der wieder nach Windsbach fuhr.

6 Wochen lang ruhte in den Sommerferien 2010 der Betrieb des "Löhe-Expresses", da wegen der S-Bahn-Bauarbeiten zwischen Nürnberg und Ansbach keine Triebwagen nach Wicklesgreuth fahren konnten. (Details dazu hier.) Am letzten Ferientag wurden fast alle Baustellen geräumt und die Deutsche Bahn AG (DB) verkündete stolz, dass der Bahnbetrieb wie vorgesehen am 14.9.10 wieder beginnen kann.

Dieser 14.9. wurde aber für die DB zum „schwarzen Dienstag“: Wegen Problemen mit der Oberleitung in Ansbach konnten die Züge dort erst nach dem Berufs- und Schülerverkehr ab etwa 8 Uhr fahren. Eigentlich wurde gegen 5 Uhr ein Zug-Pendelverkehr zwischen Nürnberg und Wicklesgreuth mit Busanschlüssen nach Ansbach eingerichtet. Aber beides funktionierte nicht, und es kam zu stundenlangen Verspätungen und wütenden Protesten tausender Fahrgäste.

Doch damit nicht genug: Bei der Abnahme der Strecke am 13.9.10 vergaß die DB, das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) einzuladen, um die Ausrüstung der Bahnsteige zu prüfen. Zwei Tage später machte sich ein EBA-Mitarbeiter allein auf den Weg und stellte prompt fest, dass die Beleuchtung in Roßtal-Wegbrücke und Wicklesgreuth nicht den Mindestanforderungen entsprach, um die Sicherheit der Fahrgäste zu garantieren.

Folge war, dass dort „nachts“ keine Züge mehr halten durften! Diese sofort umzusetzende Weisung führte zu erneutem Chaos, weil es keine vorbereiteten Ersatzpläne gab und die Fahrgäste oft erst informiert werden konnten, wenn sie schon in dem Zug saßen, der nicht an ihrem Zielbahnhof halten durfte.

Ab dem 16.9. wurde der Betrieb dann so geregelt, dass zwischen 19.40 und 6.40 in Roßtal-Wegbrücke und Wicklesgreuth keine Züge hielten und die Nebenbahn nach Windsbach überhaupt nicht fuhr. Stattdessen pendelten Busse von Wicklesgreuth nach Ansbach, Windsbach und Roßtal, um alle Umsteigeverbindungen mehr schlecht als recht abzudecken. Das klappte dann meistens auch, allerdings mit durschschnittlich 30-minütiger Verspätung.

Die DB versprach, ihren „unverzeihlichen Fehler“ innerhalb einer Woche auszubügeln. Das gelang ihr allerdings nur in Roßtal-Wegbrücke. In Wicklesgreuth bereitete die provisorische Beleuchtung, die erst Anfang 2010 aufgebaut worden war, größere Probleme: „Es müssen Komponenten bestellt werden, an die kommt die Firma nicht so schnell ran“ gab ein DB-Sprecher kleinlaut zu. Die Züge konnten dort erst ab dem 27.9.10 wieder bei Dunkelheit halten.

Wen wundert es da, wenn viele Fahrgäste zwischen Nürnberg, Ansbach und Windsbach mit Galgenhumor an ihre Bahnlinie denken: „Die ICEs fallen nur im Winter bei großer Kälte oder im Sommer bei großer Hitze aus. Aber Züge, die nachts nicht fahren dürfen – das gibt es nur bei uns!“ Und leider ist das nächste „Chaos mit System“ schon absehbar, wenn ab 12.12.10 der S-Bahn-Betrieb ohne S-Bahn-Fahrzeuge beginnt, weil die vorgesehenen Triebwagen der Baureihe 442 nicht eingesetzt werden können.

 

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Eine Zeittafel mit den wichtigsten Jahreszahlen der Bahnlinie finden Sie hier.